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Knapp jede zweite in Teilzeit beschäftigte Pflegefachperson unter 30 Jahren kann sich vorstellen, ihre Stunden aufzustocken. Das ist ein Ergebnis aus der Online-Umfrage des renommierten Instituts für Demoskopie Allensbach, die von der Pflegekammer NRW in Auftrag gegeben wurde. „Vor allem vor dem Hintergrund des Pflegenotstands ist diese Zahl ermutigend“, sagt Ilka Mildner, Vorstandsmitglied der Pflegekammer NRW. Zwingend notwendig ist daher ein zügiges Umdenken weg von starren Schichtdiensten hin zu flexibleren Arbeitszeitmodellen.

2. Mai 2024 – In Nordrhein-Westfalen arbeitet einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit zufolge fast die Hälfte aller Pflegefachpersonen in Teilzeit. Ein vergleichsweise hoher Wert, denn der Anteil der Teilzeit-Arbeitsverhältnisse in allen anderen Berufen im bevölkerungsreichsten Bundesland liegt bei knapp 29 Prozent. Bei den unter 30-Jährigen zeichnet sich für NRW nun ein gegenläufiger Trend ab: In der sogenannten Generation Z zeigt knapp jede zweite Pflegefachperson in Teilzeit die Bereitschaft, mehr zu arbeiten. „Vor allem vor dem Hintergrund des Pflegenotstands ist diese Zahl ermutigend“, sagt Ilka Mildner, Vorstandsmitglied der Pflegekammer NRW und zuständig für Mitgliederbefragungen. „Damit daraus auch Realität wird, benötigen wir vor allem flexiblere Arbeitszeiten für eine ausgewogene Work-Life-Balance und Angebote, wie Langzeitarbeitskonten etwa für Sabbaticals.“ So gibt es beispielsweise in einigen Krankenhäusern in NRW bereits Modelle, bei denen Beschäftigte ein halbes Jahr lang die Hälfte ihres Gehalts bei voller Tätigkeit einsparen, das zweite halbe Jahr freigestellt werden und dabei die angesparte Hälfte ihres Gehalts weiter ausgezahlt bekommen. 

Die Ergebnisse der Online-Umfrage zeigen jedoch auch, dass die Bereitschaft, die Stundenanzahl zu erhöhen, mit zunehmendem Alter abnimmt: Bei den Pflegfachpersonen zwischen 30 und 50 Jahren kann sich dies immerhin mehr als ein Drittel vorstellen, bei den Über-50-Jährigen hingegen nur noch gut jede vierte Pflegefachperson. „Dass wir grundsätzlich von der hohen Teilzeitquote in der Pflege wegkommen, ist utopisch“, sagt Petra Krause, Kammermitglied und Pflegedirektorin beim Evangelischen Klinikum Bethel in Bielefeld. „Arbeitgebende können aber Vollzeitbeschäftigung attraktiver machen, indem sie bestehende Strukturen verändern – weg vom klassischen Schichtmodell mit fest definierten Früh-, Spät- und Nachtdiensten hin zu mehr Flexibilität. Hierbei ist ein Out-of-the-box-Denken erforderlich, das sich an den Bedürfnissen der einzelnen Altersgruppen orientiert.“ 

So wünschen sich insbesondere Berufsanfänger*innen beispielsweise längere Schichten mit bis zu zwölf Stunden an drei oder vier aufeinanderfolgenden Tagen, dafür aber mehr freie Tage am Stück. „Dagegen wäre Frauen, die neben dem Job meist noch den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit verrichten, mehr geholfen, wenn sie statt langen Diensten auch mal von 17 bis 21 Uhr arbeiten können. Das lässt sich deutlich besser mit dem Familienleben vereinbaren und macht das Aufstocken der Stundenzahl einfacher“, so Krause weiter. Darüber hinaus fordert die Pflegekammer NRW seit langem mehr Betriebs-Kitas und Betriebs-Tagespflege-Einrichtungen ↗️​.

Pflegefachpersonen, die den Großteil ihres Arbeitslebens in Teilzeit verbracht haben, laufen zudem Gefahr, beim Renteneintritt in die Altersarmut zu rutschen. „Dies betrifft in der Pflege vor allem Frauen“, sagt Petra Krause. „Viele müssen bis zum Renteneintritt mit einem hohen Stellenanteil arbeiten. Die Folge: Schichtdienste sowie starke physische und psychische Belastungen führen zu einer hohen Ausfallquote.“ Damit diese Personengruppe dem Arbeitsmarkt nicht vorzeitig verloren geht, bietet etwa das Evangelische Klinikum Bethel das sogenannte 80-90-Modell für professionell Pflegende kurz vor dem Renteneintrittsalter an. Dieses beinhaltet eine Verkürzung der Arbeitszeit auf 80 Prozent bei 90-prozentiger Bezahlung. 

Ein ebenso wichtiges Kriterium, das bei Pflegefachpersonen die Bereitschaft zur Aufstockung der Stunden erhöhen kann, ist eine wertschätzende Arbeitsumgebung. „Pflegefachpersonen aller Altersgruppen wünschen sich ein gutes Arbeitsumfeld mit einer Leitung, die sichtbar und ansprechbar ist, von der sie für ihre Leistungen wahrgenommen, unterstützt und beruflich weiterentwickelt werden“, sagt Sandra Postel, Präsidentin der Pflegekammer NRW. „Wir müssen unsere Führungskräfte weiterhin schulen, eben dieses wertschätzende Arbeitsklima allerorts zu schaffen.“ Um der hohen Arbeitsbelastung vieler Beschäftigter entgegenzuwirken, braucht es zudem eine gute und verlässliche Personalplanung, weniger Bürokratie, dafür mehr Digitalisierung und zu guter Letzt auch speziell auf Pflegefachpersonen ausgerichtete psychologische Präventionsangebote, wie zum Beispiel Resilienztrainings. 

An der Online-Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach haben knapp 2.200 Mitglieder der Pflegekammer NRW teilgenommen. Die Umfrage wurde zeitgleich auch für die Landespflegekammer in Rheinland-Pfalz vorgenommen. Die Ergebnisse stimmen in ihrer Struktur mit den Resultaten von NRW überein, so dass sich daraus Erkenntnisse über die berufliche Situation der professionell Pflegenden gewinnen lassen.

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Mehr zur Befragung: Personalnotstand in der Pflege: Pflegekammer fordert mehr Planungssicherheit für Beschäftigte ↗️​.

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