Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht über steigende Eigenanteile finanziert werden kann. Aus Sicht der Kammer bedarf es Reformen bei der Finanzierung von Pflegeleistungen.
Düsseldorf, 25. Juli 2023 – Pflege im Alter ist nicht nur eine Frage der Organisation, sondern insbesondere auch eine Frage der Finanzierung. Der Eigenanteil, den Pflegebedürftige in Nordrhein-Westfalen im Altenheim stemmen müssen, ist durchschnittlich um rund 350 Euro pro Monat gestiegen. Das bringt viele zu Pflegende und ebenso Angehörige in wirtschaftliche Engpässe. Statt über die Wünsche und Bedürfnisse in der letzten Lebensphase, wird in Familien über Kosten diskutiert. „Professionelle Pflege bedeutet, die Pflegebedürftigen im Familiensystem zu verstehen. Kostensteigerungen im Gesundheitssystem dürfen nicht zu Lasten der zu Pflegenden und ihrer Angehörigen gehen”, sagt Sandra Postel, Präsidentin der Pflegekammer Nordrhein-Westfalen. So sollten steigende Investitions-, Personal- oder Ausbildungskosten nicht in die Berechnung des Eigenanteils einfließen. Die Entlastung pflegender Angehöriger ist ein wichtiges Anliegen der Kammer, die sich bereits im Landtag mit einer Stellungnahme dafür eingesetzt hat. „Der Zugang zu professioneller stationärer, teilstationärer oder ambulanter pflegerischer Versorgung darf keine Frage des Geldbeutels sein. Die Eigenanteile müssen gedeckelt werden“, betont Sabine Hornemann-Kriete, Einrichtungsleitung einer Tagespflege und Mitglied der Kammerversammlung.
Zugleich muss professionelle Pflege aus Sicht der Kammer angemessen vergütet werden. „Ein faires Gehalt ist zwingend erforderlich, um Pflegefachpersonen im Beruf zu halten und mehr Nachwuchs für eine Pflegeausbildung zu gewinnen”, so Kammerpräsidentin Sandra Postel weiter. Es braucht ein System, welches ermöglicht, im Ernstfall nicht direkt auf die Sozialversicherung zurück greifen zu müssen. „Wir brauchen ein Bausteinsystem, um individuell auf den Pflegebedarf einzugehen. Hier ist die Politik gefordert, das Sozialversicherungssystem und die Finanzierung von Pflegeleistungen zu reformieren.”
Mit Blick auf den demographischen Wandel und der Tatsache, dass rund ein Drittel der Pflegefachpersonen in NRW in den nächsten Jahren das Renteneintrittsalter erreicht, ist schnelles Handeln gefragt. Es sind vornehmlich Frauen, die neben ihrem Beruf die Versorgung der Kinder oder die Pflege von älteren Angehörigen übernehmen und gleichzeitig mit über 80 Prozent den Großteil der professionell Pflegenden bilden. „Die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf für professionell Pflegende und pflegende Angehörige muss selbstverständlich werden”, sagt Kammervorstandsmitglied Marlen Reuter-May, die sich als langjährige Betriebsrätin für die Rahmenbedingungen der Pflegenden stark macht.
Die Pflegekammer NRW hat den Auftrag, zur Sicherheit der Versorgung der Gesellschaft durch professionelle Pflege beizutragen. Zugleich sieht sie sich in der Verantwortung, die pflegenden Angehörigen zu begleiten und zu stärken. „Die Pflege und auch ihre Finanzierung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und liegt nicht in der Selbstverantwortung der zu Pflegenden. Pflege muss qualitativ hochwertig und bezahlbar bleiben”, betont Sandra Postel.
Pressemitteilung als PDF-Datei
Zurück zur Übersicht