Düsseldorf/Münster, 08.04.2022. Die beiden Ärztekammern in Nordrhein-Westfalen sowie der Errichtungsausschuss der Pflegekammer NRW begrüßen in einer gemeinsamen Stellungnahme die Beibehaltung der bestehenden Quarantäne- und Isolationsregelungen im Kampf gegen das Coronavirus. „Die Idee einer freiwilligen Quarantäne oder Isolation ist inkonsequent und nicht im Sinne einer zielstrebigen Corona-Bekämpfung. Das letzte, was wir abschaffen sollten, sind konkrete Eindämmungsmaßnahmen im Fall eingetretener Infektionen oder gesicherter Kontakte zu Infizierten“, so das einhellige Votum.
Dr. Hans-Albert Gehle, Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, warnt vor dem Hintergrund von weiterhin hohen Infektionszahlen und einer zu niedrigen Impfquote in Deutschland: „Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Es gibt keinen Anlass für eine Entwarnung, denn der ‚respiratorische Winter‘ dauert immer noch an. Wir müssen jetzt die Infektionszahlen in den Griff bekommen, damit die Inzidenzen später im Herbst und Winter nicht wieder explodieren. Es gilt, vorbereitet zu sein und mittelfristig einen Impfrhythmus wie bei der Influenza zu erreichen.“ Gehle weiter: „Täglich sterben über 200 Menschen im Zusammenhang mit SARS-CoV-2. Die Krankenhäuser sind weit entfernt von einem Normalbetrieb.“ Die Lage auf den Intensivstationen sei zwar stabil, aber es gebe erhebliche Personalausfälle bei dem gesamten Krankenhauspersonal und in den Arztpraxen. „Immer weniger Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte müssen immer mehr kollegiale Ausfälle auffangen. Notwendige Therapien und OPs müssen deshalb verschoben werden.“ Auch der Öffentliche Gesundheitsdienst arbeitet laut Gehle seit Monaten hart am Limit.
„Wären die bestehenden Quarantäne- und Isolationsregeln tatsächlich abgeschafft worden, dann wären Risikogruppen nach dem Entfall der Maskenpflicht im öffentlichen Raum komplett schutzlos dem Virus ausgesetzt worden. Das kann doch angesichts der immer noch sehr hohen Infektionszahlen kein Weg aus der Pandemie sein“, sagt Rudolf Henke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein. Eigenverantwortung sei zwar generell erstrebenswert, aber angesichts der vielen Lockerungen sei es für gefährdete Menschen jetzt schon schwer, den Kontakt mit dem Virus zu meiden. Und diese zu schützen war bislang eine richtige Maxime der Gesundheitspolitik, so Henke.
Sandra Postel, Vorsitzende des Errichtungsausschusses der Pflegekammer Nordrhein-Westfalen, erklärt: „Die Corona-Pandemie hält auch die Pflege weiterhin in Atem. Für Kliniken, Einrichtungen der Altenhilfe und der ambulanten Pflege braucht es starke Maßnahmen mit Bedacht und Kontinuität. Denn die Pflegefachpersonen arbeiten nach wie vor am Rande der Belastung und darüber hinaus. Sie sind diejenigen, die etwaige Fehlentscheidungen der Politik kompensieren müssen. Die Gesundheit der Patienten und Patientinnen und der Pflegenden hat oberste Priorität.“
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