Pflegende für Pflegende, gegen den Fachkräftemangel und für politische Mitsprache. Die Pflegekammer Nordrhein-Westfalen ist stolz auf das Erreichte und zieht eine erste positive Bilanz.
Düsseldorf, 2. Juni 2023 – Die Pflegefachpersonen in Nordrhein-Westfalen haben jetzt eine gemeinsame Institution, die sie vertritt und zusammenführt – die Pflegekammer NRW. Am 4. Juni 2023 ist der Vorstand seit 100 Tagen im Amt. Was hat sich in dieser kurzen Zeit getan? Fest steht bereits jetzt: Die Pflege in Nordrhein-Westfalen wächst zusammen und ihre Themen sind in der Landespolitik angekommen.
Die Herausforderungen in der Pflege sind enorm und es gibt viele unterschiedliche Berufsgruppen und Settings in der Pflege – von der Kinderkrankenpflege über die stationäre Altenpflege bis zur ambulanten Pflege. Durch den Zusammenschluss der unterschiedlichen Bereiche wird die Pflegekammer zu einer starken Stimme für alle Pflegeberufe. „Gerade mit Blick auf den eklatanten und sich in den kommenden Jahren dramatisch zuspitzenden Fachkräftemangel in der Pflege dürfen wir keine Zeit mehr verlieren”, sagt Kammerpräsidentin Sandra Postel. „Nach Auswertung der Pflegekammer ist rund ein Drittel der professionell Pflegenden über 55 Jahre alt und erreicht in den nächsten Jahren das Renteneintrittsalter.” Der Branche bricht also in kurzer Zeit ein weiterer großer Teil des Personals weg.
Ein wesentliches Anliegen der Pflegekammer ist es, dem drohenden Pflegenotstand entgegenzuwirken. Die steigende Nachfrage nach Pflegeleistungen und der demografische Wandel stellen die Branche zusätzlich vor große Herausforderungen. Die Kammer engagiert sich aktiv dafür, die Attraktivität der Pflegeberufe sowie deren Anerkennung zu steigern und mehr Menschen für eine Karriere in der Pflege zu gewinnen. Die gebündelte Expertise und Erfahrung des Vorstands und der Kammermitglieder – sie alle kommen selbst aus der Pflege – ermöglicht es, effektive Lösungen für die aktuellen Herausforderungen in der Pflege zu entwickeln. Als gemeinsame Vertretung aller Pflegeberufe kann die Kammer aktiv an politischen Entscheidungen mitwirken und die Interessen der Pflegebranche in den politischen Diskurs einbringen.
Bei ersten Anhörungen im Gesundheitsausschuss des Landtags NRW konnte eine Stellungnahme der Pflegekammer zum Thema „Gewalt gegenüber Pflegefachpersonen“ ein für die Pflegenden wichtiges, aber lange ausgeblendetes, Thema enttabuisieren. Gleichzeitig zeigte sie konkrete Forderungen und Lösungsansätze auf, die im politischen Diskurs auf große Zustimmung stießen. In Kürze soll es einen runden Tisch geben, um für alle Berufsgruppen auf Gewalt im Gesundheitswesen aufmerksam zu machen. Die Gewaltprävention soll schon in der Aus- und Weiterbildung thematisiert und möglichst schnell umgesetzt werden. Denn aus Sicht der Pflegekammer braucht es in allen Bereichen unter anderem sogenannte Deeskalationstrainings für die Pflegenden.
Der intensive Dialog mit der Politik und dem Gesundheitswesen bildete von Beginn an einen Schwerpunkt der Vorstandsarbeit: „Wir sind mit dem Vorhaben angetreten, die professionelle Pflege zu stärken, im öffentlichen Diskurs sichtbar zu machen und die wachsenden Herausforderungen unserer Berufsgruppe entschlossen anzugehen. In den ersten Wochen unserer Amtszeit haben wir uns in zahlreichen Terminen mit der Politik und mit unseren Kolleginnen und Kollegen aus der Pflege ausgetauscht. Und wir merken schon jetzt: Die Pflege ist in der Landespolitik angekommen und sichtbar, wir werden endlich wahrgenommen und gehört.”
Innerhalb kürzester Zeit bildete die Pflegekammer Expertengruppen, die an Lösungen für verschiedene Pflegesettings arbeiten. Aktuell erarbeitet eine Expertengruppe beispielsweise eine Meinungsbildung zur Leiharbeit in der Pflege. Ganz oben auf der Agenda steht die Weiterbildungsordnung, die zum 1. Januar 2024 in Kraft treten wird. Zum ersten Mal überhaupt wird die Weiterbildung somit nicht mehr von politischen Institutionen, sondern von Experten aus Reihen der Pflegefachpersonen geregelt. Noch in diesem Jahr wird außerdem ein runder Tisch zum Thema der generalistischen Ausbildung gebildet, und alle die Pflege betreffenden Landesgremien sollen durch die Pflegekammer erweitert werden. Im Herbst führt die Pflegekammer Befragungen der Mitglieder zur Zufriedenheit im Beruf und zur Berufsordnung durch. Zusätzlich wird eine Position zur Landeskrankenhausplanung erarbeitet.
„Unser Ziel ist es, nachhaltige Verbesserungen in allen Bereichen der Pflege zu erreichen. Der Handlungsbedarf ist groß, um den drohenden Kollaps in der Pflege abzuwenden. Dafür stehen wir im Kontakt mit vielen Akteuren im Gesundheitswesen und der Politik und streben auch einen engen Austausch mit den Gewerkschaften an. Trotz manchmal sehr kontrovers geführter Gespräche innerhalb des Vorstands und der Kammerversammlung ziehen wir am Ende alle am selben Strang. In den ersten 100 Tagen konnten wir schon einiges bewegen, aber natürlich ist dies erst der Beginn unserer Arbeit“, erklärt Sandra Postel.
Bildunterschrift:
Der elfköpfige Vorstand der Pflegekammer NRW
v.l.n.r.: Kristina Engelen, Carsten Hermes, Sandra Postel (Präsidentin), Leah Dörr, Jens Albrecht (Vizepräsident), Ilka Mildner, Marlen Reuter-May, Dominik Stark, Sonja Wolf, Sandra Klünter, Kevin Galuszka
Bildnachweis: Florian Hernschier
Pressemitteilung als PDF-Datei
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