Der Errichtungsausschuss der Pflegekammer Nordrhein-Westfalen unterstützt alle Initiativen zur Entwicklung von Tarifverträgen für die Profession Pflege in allen Settings.
Düsseldorf, 08. Juni 2022 – Seit Wochen arbeiten die sechs Unikliniken in Nordrhein-Westfalen unter erheblichen Einschränkungen. Denn bereits seit Anfang Mai befindet sich das Pflegefachpersonal im anhaltenden Streik, zu dem die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi aufgerufen hat. Im Kern geht es nicht nur um mehr Lohn, sondern vor allem um bessere Arbeitsbedingungen und mehr Personal. Das Ziel ist es, zu einer Einigung für einen Tarifvertrag „Entlastung“ zu kommen. Dieses Vorhaben unterstützt der Errichtungsausschuss der Pflegekammer Nordrhein-Westfalen ausdrücklich. Zugleich weist er in diesem Zusammenhang auch auf die Dringlichkeit einer Bewusstseinsschärfung in der Politik und der Gesellschaft für die Situation der Pflege hin. Denn trotz deutlich spürbarer Auswirkungen der Streiks in den Kliniken, ist die Wahrnehmung in der breiten Öffentlichkeit für diesen Ausnahmezustand noch zu gering.
„Die professionelle Pflege ist eine elementare Säule im Gesundheitswesen. Sie sorgt in Kliniken, Altenheimen und ambulanten Diensten für die Sicherheit der Patienten sowie Bewohner und sichert die Betriebsabläufe. Das führt uns der anhaltende Streik an den sechs Unikliniken in NRW drastisch vor Augen. Denn ohne Pflegefachpersonen in ausreichender Zahl, ist die Situation dramatisch. Die Kliniken arbeiten am Limit und oft auch darüber hinaus. OP-Termine müssen verschoben werden, die prekäre Personalsituation spitzt sich weiter zu. Der Schritt zu einem Tarifvertrag Entlastung für die Pflegenden in den Unikliniken ist richtig. Eine Entlastung ist zwingend notwendig. Wir unterstützen daher jede Aktivität, die zur Entlastung und Verbesserung für die Pflegenden führt“, betont Sandra Postel, Vorsitzende des Errichtungsausschusses der Pflegekammer Nordrhein-Westfalen.
„Der Streik ist ein Warnsignal, um der Pflege mehr Gehör zu verschaffen. Doch wir merken immer wieder: Nicht überall werden die Hilferufe unserer Berufsgruppe gehört. In großen Teilen der Gesellschaft und der Politik sind die Ohren taub. Die große Aufmerksamkeit, die der Pflege zu Beginn der Corona-Pandemie zuteilwurde, ist längst wieder erloschen. Das ist eine erschreckende Entwicklung. Daher brauchen wir nachhaltige Strukturen, um die Pflege wieder sichtbarer zu machen und um mehr Entscheidungsfreiheit zu erlangen. Dabei ist das Zusammenwirken von Kammern und Gewerkschaften elementar“, führt Sandra Postel weiter aus und betont: „Entlastungen, leistungsgerechte Gehälter und ausreichende Personalschlüssel müssen für alle Sektoren geschaffen werden. Die Sicherstellung gleicher Arbeitsbedingungen in allen pflegerischen Einrichtungen ist essenziell, um eine Abwanderung von Pflegefachpersonen weiter zu verhindern. Das Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung (Tariftreuegesetz) ist für den Bereich der Altenpflege ein erster Schritt in die richtige Richtung. Dazu benötigt insbesondere der ambulante Sektor eine ausreichende Refinanzierung. Schließlich bleibt es eine gesellschaftliche Verantwortung, die Versorgung pflegebedürftiger Menschen nachhaltig sicherzustellen. Dies gelingt nur, wenn wir als Berufsgruppe Inhalte pflegerischer Leistungen sowie Inhalte der Aus-, Fort- und Weiterbildungen klar regeln. Es muss deutlich werden, wer mit welcher Qualifikation, welche Leistung erbringen kann und darf. Hierzu bedarf es einer guten Ausbildung und vielfältiger Weiterqualifikationen“.
Mit der Errichtung der Pflegekammer Nordrhein-Westfalen wird ein wichtiger Grundstein für die Selbstverwaltung aller in dem Bundesland tätigen Pflegefachpersonen gelegt. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts setzt sie sich für die beruflichen Angelegenheiten von Pflegefachpersonen ein. Zu den elementaren Aufgaben der Pflegekammer zählt neben der politischen Mitbestimmung auch die Entwicklung einer Berufsordnung und die Festlegung von Qualitätsrichtlinien sowie die Zuständigkeit für berufliche Fort- und Weiterbildungen. Dieser Gestaltungs- und Bildungsauftrag wurde ihr vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen übertragen.
Ansprechpartnerin für die Presse
Laura Overath
Pressereferentin
T. 0211 822089-503
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