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Diese zehn Städte bzw. Kreise sind besonders betroffen
Massiver Versorgungsmangel befürchtet: Vier von zehn Pflegefachpersonen aus Altenheimen & Co. gehen in Rente

Der Versorgungsmangel in der Pflege wird vor allem einen Bereich massiv treffen: Alten- und Pflegeheime. Für die sogenannte „stationäre Langzeitpflege“ zeigen die erstmals umfassend erhobenen Daten der Pflegekammer NRW, dass in den kommenden Jahren in vielen Städten vier von zehn Pflegefachpersonen in Rente gehen. Zugleich ist die Zahl derer, die aus der Ausbildung in den Beruf nachrücken, verschwindend gering. „Wie wollen sie eine Station mit – sagen wir – zehn Kolleginnen und Kollegen künftig betreiben, wenn vier davon in Rente gehen und gerade mal eine neue Kraft hinzukommt, die aber nur stundenweise arbeitet? Das ist umgerechnet das Verhältnis, mit dem wir es nahezu flächendeckend in den kommenden Jahren zu tun haben“, erklärt Sandra Postel, Präsidentin der Pflegekammer NRW.

Düsseldorf, 14. Oktober 2025 – Das bedeutet, dass viele Städte und Kreise in eine drastische Unterversorgung rutschen. Besonders betroffen sind zehn Kommunen, in denen sich die demografische Entwicklung und der Fachkräftemangel besonders gravierend auswirken.  

Top 10 Kreise in NRW mit der größten Altersdifferenz unter Pflegefachpersonen

Die folgende Tabelle zeigt, in welchen Kreisen in Nordrhein-Westfalen der Anteil älterer Pflegefachpersonen (55 Jahre und älter) besonders hoch ist, verglichen mit dem Anteil der jüngeren Pflegenden (19–30 Jahre). Je höher die Differenz, desto stärker ist die Belegschaft überaltert.

RangKreis / StadtAnteil 19–30 JahreGesamtanteil 55+Differenz zwischen 55+ und 19–30
1Bochum, Stadt6,57 %47,69 %-41,12 Pp.
2Soest7,25 %47,76 %-40,51 Pp.
3Minden-Lübbecke6,75 %44,22 %-37,47 Pp.
4Rhein-Sieg-Kreis8,38 %44,97 %-36,59 Pp.
5Bielefeld, Stadt7,35 %43,57 %-36,22 Pp.
6Coesfeld8,33 %44,37 %-36,04 Pp.
7Viersen10,65 %45,93 %-35,28 Pp.
8Düsseldorf, Stadt6,57 %41,36 %-34,79 Pp.
9Münster, Stadt8,05 %41,10 %-33,05 Pp.
10Mülheim an der Ruhr, Stadt9,17 %42,20 %-33,03 Pp.

Dieses Ergebnis sei erschreckend, denn: „Wir reden hier nicht von einer Entwicklung, die in 20 oder 30 Jahren passieren wird. Es wird schon in den kommenden 5 Jahren so weit sein und liegt unmittelbar vor uns“, sagt Postel. Das Problem könne also die Politik nicht auf andere Legislaturperioden in der Zukunft verschieben. Die Pflegekammer NRW sieht hier die aktuelle Landespolitik, aber auch die Kommunalpolitik vor Ort in der Verantwortung. Viele Städte hätten diese Entwicklung allerdings nicht oder nur unzureichend im Blick, wenn es darum geht, ihre Gesundheitswirtschaft und Pflegeinfrastruktur zu organisieren.

Aber nicht nur die Daten der Pflegekammer NRW insbesondere bei den genannten zehn Städten bereiten Sorgen, die Lage sieht auch im gesamten Bundesland verheerend aus: Wie die Daten des Landesverbands der Alzheimer Gesellschaften NRW e. V. zeigen, hat NRW schon 2023 rund 1,38 Millionen Pflegeversicherungs-Empfänger*innen gezählt. Bei einer Gesamtbevölkerung von circa 18 Millionen Menschen entspricht dies fast 8 Prozent. Zum Vergleich in Bayern liegt der Anteil der Pflegebedürftigen an der Gesamtbevölkerung bei circa 4 Prozent. Dies zeigt deutlich, wie hoch der Bedarf an Pflege schon jetzt ist und dass auch in Zukunft die Pflegeversorgung sichergestellt werden muss. Seit 2021 ist die Anzahl der Pflegeversicherungs-Empfänger*innen damit laut IT.NRW außerdem um 16 Prozent gestiegen und seit 2013 sogar um circa 137 Prozent. Die Zahlen lassen daher auch in Zukunft eine Steigerung vermuten, die den Kommunen die Alarmglocken läuten lassen sollten.

Die Präsidentin der Pflegekammer NRW fordert deshalb die Kommunen in NRW dazu auf, die Zahlen ernst zu nehmen. „Die Pflegekammer NRW ist die Interessensvertretung für die beruflich Pflegenden und trägt Verantwortung für die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen pflegerischen Versorgung. Angesichts der Herausforderungen in der pflegerischen Infrastruktur setzen wir uns dafür ein, dass regionale Gremien mit Vertreter*innen der Pflege besetzt werden, um die Belange der Praxis direkt einzubringen“, erklärt Sandra Postel. „Einen weiteren Schwerpunkt sehen wir in der Förderung der Quartierspflege, die Angehörige, Nachbarn und Freunde in die Pflege vor Ort einbindet. Zudem sehen wir die Notwendigkeit in der Stärkung der ambulanten Versorgung, um eine wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten“, so Postel. Diese Forderungen wurden bereits an die zuständigen Kommunalpolitiker*innen im Zuge der ersten Kampagnen-Welle herangetragen.

Viele Jahrzehnte hatte das Land NRW keinen Überblick darüber, wo welche Pflegefachpersonen mit welcher Qualifikation oder welchem Alter eingesetzt sind. Seit Gründung der Pflegekammer Nordrhein-Westfalen Ende 2022 und dem damit aufgebauten Register über alle Pflegefachpersonen in NRW sind derartige Prognosen möglich.

Die dazugehörige Pressemitteilung finden Sie hier.

Pressekontakt
Leonie Brand
Telefon: 0211 822089-505
Mobil: 0174 7595048
E-Mail: presse@pflegekammer-nrw.de

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