Auf Initiative der Pflegekammer NRW im Nachgang des Jahrhundert-Hochwassers in NRW und Rheinland-Pfalz hat die „Arbeitsgruppe Versorgungssicherheit bei Krisen und Katastrophen“ auf Landesebene ihre Arbeit aufgenommen. „Es ist ein nicht zu unterschätzender Erfolg für die Pflege, dass wir bei dem wichtigen Thema Krisenschutz federführend mit am Tisch sitzen und eine Versorgungssicherheit von alten und pflegebedürftigen Menschen in Krisensituationen herbeiführen können“, sagt Kammermitglied und Vorsitzender der Arbeitsgruppe Josef Krückels.
12. Juli 2024 – In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli jährt sich die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz zum dritten Mal. Damals im Sommer 2021 kostete das Jahrhunderthochwasser mehr als 180 Menschen das Leben, die Sachschäden gingen in die Milliarden. Viele Pflegebedürftige mussten aus den unter Wasser stehenden Häusern und Wohnungen gerettet werden, doch dies verlief in vielen Fällen nicht immer reibungslos und zum Wohle der pflegebedürftigen Personen.
Einer, der die Nacht hautnah erlebt hat, ist Josef Krückels, Mitglied der Pflegekammer NRW. Krückels ist seit rund 40 Jahren Pflegefachperson und Geschäftsführer des AHK Pflege & Service Zentrums in Würselen und hat entsprechende Fälle dokumentiert: „Zum Beispiel entdeckte ein Feuerwehrmann in Eschweiler einen hilflosen Pflegebedürftigen. Sein Hausnotruf funktionierte aufgrund eines Stromausfalls nicht und er drückte vergeblich den Notfallknopf, während das Wasser bereits unter seiner Matratze stand.“ In einem weiteren Fall seien zwei pflegebedürftige Frauen aus ihrem überfluteten Haus gerettet worden, mussten jedoch eine weitere Stunde unbeachtet im Regen sitzen. Es wurde sich nicht gekümmert, weil niemand diese Gruppe der häuslich versorgten Pflegebedürftigen auf seiner Liste hatte. Dazu kommen unzählige hilfebedürftige Menschen, die durch die Wassermassen in ihren Häusern eingesperrt waren und nicht umgehend versorgt werden konnten, etwa mit Nahrungsmitteln oder auch lebenswichtigen Medikamenten. „Viele ältere Menschen wurden emotional völlig überrollt und waren panisch, weil sie keine Unterstützung erhielten“, hat Pflegefachperson Wioletta Osko beobachten können, die zum Zeitpunkt der Flutkatastrophe als Pflegedirektorin im Eschweiler Krankenhaus tätig war und auch als Betroffene in ihrem privaten Wohnort Hilfe leistete.
In NRW sind knapp 1,2 Millionen Menschen pflegebedürftig, rund 80 Prozent davon werden zuhause gepflegt. Damit in künftigen Krisensituationen eine gute pflegerische Versorgung für die vielen Betroffenen gewährleistet ist, hat sich die Pflegekammer NRW – 2021 noch als Errichtungsausschuss tätig – umgehend in einem Brief an NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann gewandt. Die Forderung: Pflege muss in die präventive Planung von Krisen- und Katastropheneinsätzen miteinbezogen werden. Aus der Initiative der Pflegekammer NRW ist die dem Landesausschuss für Alter und Pflege untergeordnete „Arbeitsgruppe Versorgungssicherheit bei Krisen und Katastrophen“ entstanden, in der Josef Krückels mit seiner langjährigen Expertise in der pflegerischen Notfallversorgung den Vorsitz innehat. „Es ist ein nicht zu unterschätzender Erfolg für die Pflege, dass wir bei dem wichtigen Thema Krisenschutz federführend mit am Tisch sitzen und eine Versorgungssicherheit von alten und pflegebedürftigen Menschen in Krisensituationen herbeiführen können“, sagt Krückels. „Herzlichen Dank auch an Herrn Laumann und an den Vorsitzenden des Landesauschusses Alter und Pflege, Dr. Michael Ziemons, die mit ihrem Engagement für die Pflege uns den Weg dazu geebnet haben.“
Die Arbeitsgruppe hat bereits Ende 2023 ihre Arbeit aufgenommen und wird in den nächsten Monaten erste Maßnahmen erarbeiten. „Es geht gar nicht darum, bestehende Strukturen zu verändern, sondern vor allem darum, alle am Katastrophenschutz beteiligten Kräfte dafür zu sensibilisieren, dass es häusliche Versorgungsstrukturen gibt und wie schnelle Hilfe möglich ist“, sagt Krückels. Krisenlagen, dass seien ja nicht nur Hochwasserlagen, sondern zum Beispiel auch extreme Hitze, Stürme, Pandemien oder auch Bombenentschärfungen. „Gerade bei Evakuierungen ist es aktuell noch so, dass die Einsatzkräfte überall klingeln, um die mobilitätseingeschränkten Menschen aus ihren Wohnungen und Häusern zu holen“, so Krückels weiter. „Dabei wissen wir als ambulante Pflegeeinrichtungen vor Ort, wo die pflegebedürftigen Personen wohnen. Nicht selten haben wir sogar einen Schlüssel zum Haus bzw. zur Wohnung. Hier würde ich mir eine bessere Vernetzung wünschen. Wir können hier schnell und einfach helfen und uns im Nachgang um die Menschen kümmern. Auch daran werden wir als Arbeitsgruppe arbeiten.“
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