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Wenn das Geld nicht reicht, geraten ambulante Pflegedienste schnell in Schieflage. Die Pflegekammer NRW hatte zuletzt immer wieder Rückmeldungen bekommen, dass ambulante Anbieter*innen in finanzielle Nöte kommen, weil die Pflegekassen nicht zeitnah die Leistungen vergüten. „Nicht jeder ambulante Dienst hat ein dickes finanzielles Polster, um Ausfälle über mehrere Wochen aufzufangen. Das kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass die Gehälter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr bezahlt werden“, erklärt Sandra Postel, Präsidentin der Pflegekammer NRW.

Düsseldorf, 15. Oktober 2024 – Nach Angaben der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) stünden schon ohne das Problem mit der zeitverzögerten Vergütung viele ambulante Pflegedienste, die meist privat und von kleinen Teams organisiert werden, vor schwerwiegenden wirtschaftlichen Herausforderungen. So zeigt eine Umfrage unter 526 ambulanten Pflegediensten der Diakonie Deutschland im Juli 2023, dass fast drei Viertel der Dienste ihre wirtschaftliche Situation als angespannt betrachten. Mehr als die Hälfte gab an, das Jahr 2022 mit einem Defizit abgeschlossen zu haben. Bei der Liquiditätsreserve, die angibt, wie lange der Betrieb ohne Einnahmen überleben kann, gab fast jeder dritte ambulante Pflegedienst an, über eine Reserve von weniger als drei Monaten zu verfügen.

Vor diesem Hintergrund sind die ausbleibenden Zahlungen der Pflegekassen natürlich eine zusätzliche Belastung. Die Pflegekammer hat sich nun mit den betroffenen Pflegekräften zusammengesetzt und die Probleme herausgearbeitet. „Sie liegen zu einem großen Teil in der unzureichend umgesetzten Digitalisierung“, sagt Peter Rötzel, Mitglied der Kammerversammlung. Im Kern geht es um Folgendes: Wenn eine pflegerische Leistung erbracht wird, müssen ambulante Pflegedienste die Rechnungen verpflichtend digital bei den Kranken- und Pflegekasse einreichen, die sogenannten „Urbelege“ wie Leistungsnachweise müssen zusätzlich im Original in Papierform per Post verschickt werden.

„Man kann sich vorstellen, dass dieser Prozess die Zahlungen durch die Kassen deutlich verzögert und sehr fehleranfällig ist. Man denke nur an Verzögerungen bei der Postzustellung. Oder was passiert, wenn eine Postsendung komplett verloren geht? Dann sind die Ur-Belege weg. So kann es in Einzelfällen zu Verzögerungen bei der Auszahlung von bis zu einem halben Jahr kommen“, erklärt Rötzel. Das sei nicht nur eine Katastrophe für die ambulanten Pflegedienste, sondern natürlich auch für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung.

„Gerade die ambulante Pflege ist ein wichtiger Baustein in der Versorgung der Menschen. Ohne die Kolleginnen und Kollegen, die es den Menschen ermöglichen, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu leben, würde unser Gesundheitssystem von heute auf morgen zusammenbrechen“, so Postel.

Die Pflegekammer NRW konnte dieses Problem nun den Kranken- und Pflegekassen vortragen – und stieß auf offene Ohren. „Alle Beteiligten zeigten großes Interesse, hier zu einer Lösung des Prozessproblems zu kommen“, sagt Rötzel. In einer Arbeitsgruppe mit allen Beteiligten soll das Problem nun gelöst werden. „Genau das sehe ich auch als Aufgabe einer Pflegekammer: Die Probleme der Kolleginnen und Kollegen aufzunehmen und dann mit der Autorität einer Behörde gegenüber Dritten Lösungen zu finden.“

Neben der mangelnden Digitalisierung können natürlich auch steigende Kosten, etwa für Energie oder Tariferhöhungen, Pflegeeinrichtungen in die Insolvenz treiben.

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Pressekontakt

Leonie Podday
Telefon: 0211 822089-203
Mobil: 0162 1681 435
E-Mail: presse@pflegekammer-nrw.de
 

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